Fastenzeit - Gönn' dir was oder Durststrecke
Fastenzeit - Gönn' dir was oder Durststrecke

„Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste“ (Markus 1,12) 


Fastenzeit als Wüstenzeit? Und dann? Noch mehr Entbehrungen? Ist die aktuelle Krise denn nicht Belastung genug? Und überhaupt, ist Fasten nicht eher ein Gesundheitstrend geworden, als eine Ausdrucksform meiner Religion?

Diese Fragen stellen wir uns und vielleicht hast auch Du Deine Fragen an die Fastenzeit. Oder sogar einen konkreten Plan? Bist Du überzeugt vom Fasten? Wie erlebst Du die 40 Tage vor Ostern?

Wir wollen Dir in dieser Fastenzeit Einblick in unsere ganz persönlichen Erfahrungen geben. In jeder Woche der Fastenzeit geben wir einen kleinen persönlichen Impuls und laden Dich ein, mit uns ins Gespräch zu kommen. 

Wie nimmst Du diese Zeit wahr? Was ist Dein Plan für die Fastenzeit? Spielt Fasten für Dich eine Rolle und wenn ja, welche? Oder wir treffen uns einfach zum quatschen – und zwar Online.

Jeden Freitag in der Fastenzeit sind wir zwischen 18.00 und 19.00 Uhr in Jitsi um uns auszutauschen.

Sei dabei, Du bist herzlich willkommen!


Impuls #6

18.3.2021

Verzicht in der Fastenzeit, sich von der Verführung leiten lassen oder es von vornherein gleich sein lassen?
Was bedeuten diese Entscheidungen für mich?

Ein Gedankenexperiment...Damals im Paradies:
Adam und Eva lassen sich von der Schlange verführen. Und plötzlich ist die verbotene Frucht in beider Munde, das Verhältnis zu Gott hat einen Riss bekommen und kurze Zeit später ist nichts mehr, wie es gewesen war....

Die Folgen in dieser Erzählung verändern die Wirklichkeit, sind verheerend und kaum zu übertragen auf unser heutiges Leben. 
Trotzdem stellt man sich die Fragen: 
- wofür oder für wen verzichte ich überhaupt - in der Fastenzeit? 
- und was bedeutet es für mich wenn ich meine persönlichen Ziele nicht einhalte?


Impuls #5

15.03.2021

Soll ich in der Fastenzeit 2021 noch mehr verzichten, noch mehr Einschränkungen mir selbst auferlegen? Ganz ehrlich, ich kann es bei allem Verzicht und allen Einschränkungen, die Corona mit sich bringt, nicht mehr hören! Und jetzt? Haken dahinter und weiter zum nächsten Thema? Nein! 

Ich kann die Fastenzeit aber auch als Zeit sehen, in der ich mir die Frage stellen muss, was ich wirklich zum Leben brauche, was für mich zum Leben unbedingt dazu gehört. Eine Frage der Reduktion auf das Wesentliche. 

Wenn ich diesen Gedanken weiterverfolge und dabei meine aktuelle Corona- Situation anschaue, dann beutet das für mich, dass ich für mich die Frage beantworten muss, was ich grundsätzlich zum Leben brauche und was ich vielleicht sogar zusätzlich brauche. 

In den Evangelien kann ich bei den Wunderberichten lesen, dass Jesus die Menschen nicht nur körperlich, sondern darüber hinaus auch seelische geheilt hat. Jesus ging es immer um den Menschen als Ganzes. Er wusste, dass wir Menschen nur dann Heil(ung) erfahren, wenn unser Körper und unser Geist/ Seele gesund sind. 

Dabei erwartet Jesus keine Vorleistung. Es gibt nur eine unbedingte Voraussetzung für die Heilung: den Glauben an Jesus als Messias und seine Fähigkeit Heilung zu schenken. Damit verdeutlicht sich dann die Gnade Gottes, die er uns durch Jesus schenkt. Jesus wird in diesen Momenten zum Retter der/ des Einzelnen und darüber hinaus der ganzen Welt. 

Wenn mir also etwas Wesentliches in diesen Tagen fehlt, dann wäre nicht Verzicht die Antwort, sondern Erfüllung, denn mein Heil liegt Gott am Herzen.


Impuls #4

08.03.2021 Weltfrauentag

Ostern ist eine Zeit voller Erinnerungen für mich. Ich habe das Glück, eine große Familie zu haben, die besonders solche Feiertage stets miteinander verbringt. Ostern sind wir häufig mit der ganzen Familie an den Bodensee gefahren und haben dort die letzten Tage der Fastenzeit und auch die Osternacht verbracht. Als Kind habe ich mich natürlich mehr auf die Feiertage gefreut und nicht so sehr auf die lange Wartezeit davor. Doch irgendwie  gehörte sie trotzdem dazu und hatte auch etwas ganz Besonderes an sich. Wir haben uns als Familie nicht nur an den Feiertagen, sondern auch während der „Wartezeit“ bewusst Zeit füreinander genommen. Am Wochenende haben wir gemeinsam Ausflüge unternommen, beim Abendessen zusammen gequatscht und am Sonntag die Woche Revue passieren lassen. Uns hat das Teilen von Zeit immer so viel bedeutet, dass wir uns überlegten, dieses Gefühl auch an andere Menschen weiterzugeben. Wir überlegten in jeder Fastenzeit, wer sich aus unserem Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreises über einen Besuch freuen könnte. Diese Person(en) besuchten wir dann alle gemeinsam und unternahmen etwas Schönes. Ich nutze die Fastenzeit heute auch gerne für mich selbst, aber am liebsten verbringe ich einfach ganz viel Zeit mit meiner Familie, meinem Partner und meinen Freunden. Ich schöpfe unglaublich viel Kraft daraus, wenn ich Anderen etwas Gutes tun kann, sie vielleicht einfach mal zum Lächeln bringe, ihnen ein paar liebe Worte schenke, ihnen bewusst zuhöre - mir einfach mal Zeit für sie nehme. Verzicht klang für mich immer nach Pflicht, nach etwas Einschränkendem. Doch ich habe durch meine Familie eine Seite der Fastenzeit für mich entdeckt, die mir gut tut. Und das Schönste ist, dass ich durch diese Form wunderbare Erinnerungen schaffen kann, die mir und Anderen weit über die Fastenzeit hinaus im Gedächtnis bleiben und diese Zeit zu einer besonders schönen Zeit im Jahr werden lassen.

P.S.: Übrigens geht sowas auch in Coronazeiten, z.B. in Form eines Anrufs, eines Spaziergangs auf Abstand, eines Briefes oder eines kleinen Grußes vor der Tür. 


Impuls #3

01.03.2021

Fastenzeit - Gönn dir was oder Durststrecke

Für mich war die Fastenzeit immer die Zeit im Jahr, die ich mir genommen habe, um meinen Konsum von bestimmten Dingen bewusst zu reduzieren und zu betrachten. Ist es mir so wichtig, dass ich es weiterhin konsumieren möchte oder kann ich vielleicht dauerhaft darauf verzichten oder zumindest meinen Konsum reduzieren? Muss oder will ich überhaupt etwas ändern?

Dieses Jahr erschien mir das nicht sehr reizvoll. Vieles hatte ich in den letzten Wochen und Monaten sowieso schon an meinem Konsumverhalten geändert. Auch verzichten kann ich nach dem letzten Jahr schon ziemlich gut. Besonders befreiend ist mir das allerdings nicht vorgekommen.

Was also bedeutet die Fastenzeit in diesem Jahr für mich? Lange habe ich überlegt. Was mir klar war, es sollte irgendwie ein 'mehr' sein. Aber mehr von was?

Ständiger Begleiter in all den Wochen war Musik. Sei es in Live-Streams, aus dem Radio, selbst gesungen oder beim Streaming-Dienst meines Vertrauens abgespielt, irgendwas lief eigentlich immer. Und irgendwann landete ein mir bis dahin unbekannter Song in meiner Playlist. Erstmal nichts ungewöhnliches, kennen wir vermutlich alle. In diesem Fall aber eben doch. Grund dafür ist eine einzige Textstelle.

"These Hallelujas be multiplied"
Tagelang ging sie mir im Kopf herum, bis sich daraus meine Idee für die Fastenzeit entwickelte. Wenn ich 'mehr' will, warum dann nicht mehr Halleluja?

In diesen 40 Tagen beschäftige ich mich also mit meiner Beziehung zu Gott.
Feiere Andacht. Bete. Suche Gott im Alltag. Bestaune seine Schöpfung. Tausche mich aus und erlebe Gemeinschaft. Singe.
Und ich bin damit nicht alleine. Ich kann zurückgreifen auf ein Meer an Angeboten.
Ich kann Andacht feiern, weil @seligkeitsdinge_ auf ihrer Website jeden Tag eine neue bereitstellt. Ich darf Impulse aus den Exerzitien im Alltag der @dpsg.de nutzen und mich mit Gleichgesinnten aus @dpsgdvpaderborn austauschen.
Ich darf rausgehen in die Natur und mit @dpsg_hohenlimburg zusammen versuchen, diese zu bewahren.
Und mit @am_hagener_kreuz zusammen sammele ich alles, was gut ist.
Werde ich alle Angebote jeden Tag nutzen? Das ist mir dann auch etwas zu viel. Aber jeden Tag eines, 40 Tage lang. Und darauf freue ich mich.
Immer im Hinterkopf dabei - weil es mir mittlerweile zum lieb gewonnenen Ohrwurm geworden ist - die Textzeile, die alles ins Rollen brachte.
These Hallelujas be multiplied.

NEEDTOBREATHE - "Multiplied"


Impuls #2

22.02.2021

Fastenzeit ……. Gönn´ dir was – oder Durststrecke. 
Aber was soll ich mir gönnen? Das was von der Werbung angepriesen wird oder konsumieren wie zu 
großen Festen wie Karneval oder Ostern? Die klassische Bibelstelle, die immer in Zusammenhang mit der Fastenzeit genannt wird, ist die in der Jesus nach der Taufe im Jordan vor seinem öffentlichen Auftreten vom Heiligen Geist für 40 Tage in die Wüste geführt wurde (siehe Matthäus 4, 1-11 , Lukas 4, 1-13 und Markus 1, 12-13). Dort konnte er sich durch Verzicht und Entbehrung direkt der Versuchung durch den Teufel stellen. Der Teufel versuchte Jesus durch Bedienung des Egos und dem Wunsch nach Macht und Anerkennung von seinem Vater und seinem Auftrag abzubringen *). Nachdem Jesus den Versuchungen widerstanden hatte, heißt es: „Darauf ließ der Teufel von ihm ab und siehe, es kamen Engel und dienten ihm.“ (Matthäus 4, 11) Hätte sich Jesus so der Versuchung stellen können und gestärkt und frei von Versuchungen seinen 
Auftrag erfüllen können, wenn er nach der Taufe direkt mit der Verkündigung - ohne Durststrecke in 
der Wüste - weitergemacht hätte? 
Wenn wir uns für eine bestimmten Zeitraum von 40 Tagen vor dem Osterfest in eine Fastenzeit führen lassen, hat das nicht den Sinn uns das Leben schwer zu machen, sondern durch Verzicht auf bestimmte Dinge, die wir im Alltag unreflektiert konsumieren, unnötigen Ballast loszuwerden und eine wirkliche Freiheit und Unabhängigkeit zu erlangen. 
…. Und wenn das Fasten mir selbst und Anderen gegenüber nicht nur als etwas für Gesundheit und Idealgewicht, sondern auch als Ausdruck einer Religiosität gedeutet wird, bringt mich das auch Gott näher. 
Diese Durststrecke mit Rückbesinnung auf das Wesentliche sollten wir uns vor Ostern gönnen. 

In einem Jesus-Film ist das sehr anschaulich dargestellt: 
https://www.youtube.com/watch?v=3rRH-_au27w


Impuls #1

17.2.2021 Aschermittwoch

Seit einigen Jahren habe ich in der Fastenzeit das Bedürfnis etwas zu verändern. Meistens meine Gewohnheiten. Und auch wenn das bei einigen viel früher im Jahr – meistens als Neujahresvorsatz zum 1. Januar der Fall ist, kann ich die Fastenzeit als Zeit der Veränderung gut für mich nutzen. Im ersten Lockdown im letzten Jahr hat Luisa, meine Frau, einen Zettel auf unsere Fensterbank gelegt darauf stand: „How to Survive the Lockdown – früh aufstehen – gutes Essen – Bewegung – geistliche Nahrung.“

Diesmal ging es aber nicht um Selbstoptimierung, sondern darum, die Angriffsfläche für den Corona-Mood so gering wie möglich zu halten. Das hat über die Zeit ganz gut funktioniert. Warum also in diesem Jahr das Rad neu erfinden? 

Es liegt wieder ein kleiner Zettel auf unserer Fensterbank.


Bild: unsplash.com | Kyle Cottrell