JungeKirche Unterwegs
JungeKirche Unterwegs

Mit der JungenKirche unterwegs oder
"Wie es zum Sucherprojekt kam"

Wer meint, dass Gottesdienst nur in der Kirche zu Hause ist, braucht eigentlich nicht in die Kirche zu gehen. John Henry Newman

Dieses Zitat begleitet mich jetzt schon eine Weile und bringt mich immer wieder zum Nachdenken. Was meint Newman damit? Wie kann Gottesdienst denn sonst aussehen? Wo kann das sein? Was heißt denn eigentlich Gottesdienst?
All diese Fragen können auf ganz unterschiedliche Arten beantwortet werden. Vielleicht muss sogar jeder seine eigene Antwort, seinen eigenen Weg finden.

Auch wir als JungeKirche Team haben uns auf den Weg gemacht, um diese Fragen für uns zu beantworten. Indem wir uns die Ideen anderer angesehen, aber auch, indem wir uns als Team mit einander und unserem Glauben beschäftigt haben.
Eine der Ideen Anderer ist das Gebetshaus in Augsburg. Hier wird jeden Tag rund um die Uhr Gott angebetet. Der Gebetsraum ist niemals leer - und das seit mehr als 8 Jahren (Stand April 2020)! Das hat uns so fasziniert, das wir uns auf den Weg nach Augsburg gemacht haben. Mit im Gepäck ein Haufen Fragen und die Hoffnung, dass wir dadurch selbst ein paar Ideen für uns als JungeKirche mitnehmen können.

Schon auf der Fahrt in Richtung Augsburg haben wir erste Impulse bekommen. Bei Siegen gibt es eine Autobahnkapelle, die man schon von der Autobahn aus sehen kann. Die Autobahnkirche Siegerland, architektonisch sehr auffällig und speziell. Anders als die Kirchen, die wir kennen. Das hat uns gereizt und wir sind rausgefahren, um sie uns anzusehen.

Innen ist eine ganz besondere Atmosphäre zu spüren. Vielleicht, weil sie komplett mit wabenartig angeordnetem Holz verkleidet ist. Vielleicht auch, weil hier in erster Linie Reisende zu Gott beten. Ein Reisender war auch unser nächster Impuls(-geber). Als wir wieder auf die Autobahn auffahren wollten, sind wir an einem Anhalter vorbeigekommen. Wir haben nicht lang überlegt und den jungen Mann angesprochen. Auch er wollte in die Nähe von Augsburg, das passte also perfekt zu unserem Ziel. Neben all den guten Gesprächen, die wir geführt haben, ist mir vor allem ein Gedanke im Kopf geblieben: Ist das nicht auch schon eine Form von Gottesdienst? War Gott in diesem Moment nicht auch unter uns?

In Augsburg angekommen haben wir zuerst einmal unsere Zimmer bezogen. Und was für Zimmer! Man konnte direkt erkennen, dass sich hier jemand Gedanken gemacht und Zeit und Geld in die Hand genommen hat. Diese Zimmer wurden nicht zusammengestellt aus dem, was noch so rumstand. Sie sind auch nicht rein zweckmäßig eingerichtet. Man fühlt sich ein bisschen wie im Urlaub und kann sich hier ausruhen und erholen. Und jedes Zimmer hat auch noch einen anderen Einrichtungsstil. Da hat sich also Jemand wirklich Gedanken gemacht.

Als nächstes wollten wir natürlich den Gebetsraum besichtigen. Mein erster Eindruck: das hatte ich mir irgendwie eindrucksvoller vorgestellt. Aber schon nach kurzer Zeit wurde ich eines besseren belehrt. Jeder war ganz bei sich, keiner hat jemand anderen verurteilt oder komisch angesehen. Niemand hat sich darum gekümmert, ob das, was er tut, bei anderen gut ankommt. Es läuft die ganze Zeit Musik; man kann sitzen oder stehen, liegen oder gehen, lesen oder schreiben oder (mit-)singen; man kann die Arme über den Kopf heben und Gott danken oder sich ganz klein machen und ihn anbeten. All das passierte hier gleichzeitig und wir saßen mittendrin. Ist das meine Art von 'Gottesdienst'? Sicher nicht. Aber hat mich die Begeisterung und die Leidenschaft der Menschen um mich herum beeindruckt? Auf jeden Fall.

Was können wir denn jetzt als JungeKirche davon für uns mitnehmen? Diese Frage hat uns auf der Rückfahrt beschäftigt. Die Antwort war noch nicht wirklich konkret greifbar. Ein Teamwochenende musste her.

Bei besagtem Teamwochenende ging es dann um unseren jeweiligen persönlichen Glaubensweg. Was bringen wir an Erfahrungen und Leidenschaften mit, wofür brennen wir? Wo können wir Gott

spüren? Eine Antwort war: In der Natur. Wenn ich das Rascheln der Blätter oder das Rauschen des Wassers höre. Wenn ich ganz bei mir bin, wenn ich zur Ruhe komme.
Auch unsere Erfahrungen aus Augsburg kamen auf den Tisch und wurden besprochen, analysiert und ein Fazit gezogen.

1)Wir als JungeKirche dürfen (und sollen vielleicht sogar) anders sein, gerne ungewöhnlich. 2)Für uns ist Gottesdienst der 'Dienst am Nächsten', genauso wie die Gemeinschaft, die wir miteinander haben.
3)Wir müssen hinter den Aktionen, die wir planen, zu 100% stehen und für Ideen brennen.
4)Wir sind keine Dienstleister oder Entertainer. In erster Linie machen wir das für uns, ansonsten können wir damit niemanden erreichen.

Wie kann unser Gottesdienst also aussehen, wo stattfinden? Was können wir als JungeKirche für Aktionen anbieten?
Als Antwort auf diese Fragen ist unter unseren Vorgaben das 'Sucher-Projekt' entstanden.
Wir nehmen euch mit auf die Reise. 4 Jahreszeiten, 4 Orte, 4x die Suche nach Gott und nach unserem Zugang zu ihm. Ist das ein Weg, der für jeden funktioniert? Vermutlich nicht. Aber ist das mein Weg? Auf jeden Fall.

Ihr seid eingeladen, probiert es aus, denn wie schon Walter Ludin sagte: "Die Kirche lebt, wenn sie auch außerhalb der Kirche lebt."

Vanessa Lemanscheck